Wissen über HIV verdoppeln
Welt-Aids-Tag Die Ulmer Aids-Hilfe informiert über das Leben mit der Krankheit und Prävention in Corona-Zeiten.
Artikel von Sonja Fiedler-Tresp, Südwest Presse Ausgabe Ulm 01.12.2020
Ulm. Wissen verdoppeln – unter diesem Motto findet in diesem Jahr der Welt-Aids-Tag statt. Denn das Wissen darüber, was eine HIV-Infektion heute bedeute, sei in der Bevölkerung zu gering und müsse gestärkt werden, sagt Bernhard Eberhardt von der AIDS-Hilfe Ulm. „Man kann heute mit HIV ein stabiles Leben führen.“ Durch wirkungsvolle Medikamente seien Träger nicht mehr ansteckend, auch nicht bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr. Doch es sei wichtig, eine Infektion früh zu erkennen, um die Therapie einzuleiten. Nur so könne eine Weitergabe des Virus verhindert werden.
Laut RKI-Schätzung leben in Deutschland rund 11 000 Menschen mit unerkannter HIV-Infektion, sagt Eberhardt. „Darum brauchen wir anonyme, niederschwellige Testangebote.“ Bei der Ulmer Aids-Hilfe wird diese zweimal im Monat angeboten, getestet wird auch auf andere sexuell übertragbare Krankheiten. Coronabedingt mussten die Tests im Frühjahr zwei Monate pausieren, jetzt laufen sie wieder, aber mit Anmeldung, sagt Ansprechpartnerin Waltraud Schwendele. Da das Gesundheitsamt im Alb-Donau-Kreis aktuell keine Tests durchführe, sei das Angebot umso wichtiger.
Direkter Kontakt fehlt
Durch die Corona-Einschränkungen habe das Präventionsprogramm in Schulen teilweise online stattgefunden, sagt Eberhardt. „Da fehlt uns aber der direkte Kontakt zu den Jugendlichen, das Eis lässt sich nicht so leicht brechen.“ Auch die sogenannte „Helferzellenaktion“, die Schüler als Multiplikatoren ausbildet, wurde online durchgeführt. Statt wie sonst 20 Schulen hätten sich zehn beteiligt.
Die Pandemie habe auch die Beratung und Betreuung von Menschen mit HIV erschwert, sagt Sozialpädagogin Tanja Wöhrle. Gespräche fanden oft telefonisch statt, die Tür der Beratungsstelle stehe nicht wie sonst offen, es müsse geklingelt werden. „Das ist nicht mehr ganz so niederschwellig.“ Rund 85 Männer und Frauen seien bei ihr in Betreuung, sagt Wöhrle.
Auch Michael (45) ist HIV-positiv, seit er sich als Kind durch ein Bluter-Medikament infiziert hat. Er sei froh, dass die Medizin seither so eine große Entwicklung gemacht habe. „Ich nehme heute eine Tablette am Tag, früher waren es 26.“ Auch sei er mittlerweile Vater. „Das wäre vor ein paar Jahren noch unmöglich gewesen.“
Info Zum Welt-Aids-Tag findet am 1. Dezember um 17.30 Uhr ein Gottesdienst im Haus der Begegnung in Ulm statt. Der nächste Testabend im Checkpoint in der Furttenbachstraße 14, Ulm, ist am 2. Dezember von 18 bis 20 Uhr.
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